Der Holzschnitt (neuer Name: Xylographie) gehört wohl zu den ältesten Drucktechniken der Menschheit. Bereits im alten Babylonien und Ägypten soll dieses Verfahren angewendet worden sein bevor diese Technik über China und Japan in Europa populär wurde. Heutzutage hat der Holzschnitt nur noch einen künstlerischen Charakter.
Geschichte des Holzschnittes
Der Druck von Holzklischees gehört zu den ältesten grafischen Druckverfahren. Richtig populär wurde der Holzstich zuerst vor allem in China und Japan, wo man dieses Druckverfahren bereits im 4. Jahrhundert einzusetzen wusste. Im europäischen Raum wurde der Holzschnitt erst um 1400 durch Mönche populär, welche dieses Druckverfahren vor allem für religiöse Abbildungen und Texte einsetzten.
Während der Renaissance erhoben Künstler wie Hans Baldung, Hans Holbein und Albrecht Dürer den Holzschnitt zur Kunstform und erschufen Meisterwerke wie die Apokalypse, der Totentanz, etc.
Im 19. Jahrhundert verlor der Holzschnitt durch das Aufkommen neuer Techniken wie Fotografie, optochemischen Reproduktionsverfahren an wirtschaftlicher Bedeutung und fand nur noch im künstlerischen Bereich seine Anhänger.
Der englische Holzschneider Thomas Bewick revolutionierte gegen Ende des 18. Jahrhunderts den Holzschnitt. Statt Langholz verwendete er quer zum Stamm gesägte Buchsbaumscheiben und benutzte statt den Messern Grabstichel mit V-förmigem Querschnitt. Durch den gleichmässigeren Widerstand beim Schneiden erreichte man eine höhere Sicherheit und man konnte die Motive feiner ausarbeiten.
Nun war es auch möglich, feine Tonabstufungen differenziert darzustellen, was den Holzschnitt den Kupferstichen ebenbürtig machte. Mit der herkömmlichen Technik war es beispielsweise nicht möglich, sehr feine, nah beieinander liegende oder sich kreuzende Linien zu schneiden. Die schmalen Stege wären sofort längs der Maserung gebrochen.
Durch die senkrecht stehenden Holzfasern ergab sich auch der Vorteil, dass der Druckstock ungemein belastbar war. Auflagenhöhen von 100.000 Exemplaren und mehr liessen sich nun anfertigen. Seit der Weiterentwicklung von Bewick war aus dem Holzschnitt der Holzstich geworden.
Material & Verarbeitung
Für den Holzstich wurden u.a. Kirschbaum, Apfelbaum, Birnbaum, Buchsbaum, verwendet, welche in ca. 20-30mm starke Bretter geschnitten werden. Nach einer Lagerung von ca. 2 Jahren können die Bretter verarbeitet und aufbereitet werden. Die Bretter werden nun noch einmal längs nach aufgesägt und zueinander verdreht und zusammengeleimt, was die Stabilität erhöht und die Verwerfungen reduziert. Anschliessend wird das Holz plan geschliffen und sollte nun für die Bearbeitung fertig sein.
Zum Bearbeiten stehen dem Holzstecher verschiedenste Werkzeuge zur Verfügung, wie Konturenmesser, Geißfuß, Flachhohleisen, Hohleisen, etc.
Bevor nun das Holz bearbeitet werden kann muss das Motiv auf den Druckstock gebracht werden. Früher zeichnete man direkt seitenverkehrt am eingeweißten Druckstock, später ging man dazu über, die Zeichnung auf ein Blatt Papier zu bringen, welches anschliessend mit dem Bild nach unten auf den Druckstock geleimt wurde. Durch die Verwendung von Öl wurde das Papier transparent gemacht, sodass die Zeichnung durchscheint.
Ab diese Punkt kann dann der Druckstock bearbeitet werden und es werden sämtliche nichtdruckenden Stallen „weggehobelt“ bzw. geschnitten.
Ist der Druckstock fertig bearbeitet, wird dieser mit z.B: einer Farb-Walze dünn eingefärbt (früher verwendete man dazu Ballen), das Papier darüber gelegt und mittels Anpresswalze angepresst (auch hier wurden früher grosse Stoffballen verwendet um die Farbe vom Druckstock auf das Papier zu bekommen, was hohe Fingerfertigkeit verlangte).
Für jeden neuen Druck / Farbe wiederholt sich dieser Vorgang.
Merkmale Holzschnitt
Klassisch hergestellte Holzschnitt-Drucke lassen sich leicht von anderen Druckverfahren unterscheiden, wie:
- es ist kaum ein Quetschrand im Gegensatz zu anderen Hochdruckverfahren sichtbar
- es ist keine Plattenprägung wie bei Radierungen oder Kupferstichen sichtbar
- gelegenlich ist die Maserung des Holzes sichtbar
- auf der Rückseite des Druckes lässt sich eine leichte Prägung erkennen
- beim manuellen Reiberdruck erscheint zusätzlich die Rückseite oftmals glänzender
Holzschnitt heute
Der Holzschnitt bzw. Holzstich kommt heutzutage nur noch selten zur Anwendung, wenn, dann eher in künstlerischen Kreisen, wo diese Technik aufgrund ihrer individuellen Druckergebnisse (Stichwort: Unikat) nach wie vor hoch geschätzt wird.
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