PDF/X: Resümee zum Leitfaden

Grösser als gedacht war der Resonanz auf unsere PDFX-Serie: Zwar war in Hinsicht auf Kommentareinträge etwas mager, dafür trudelte eine Email nach der anderen ein und das Telefon stand zeitweise kaum still. Es zeigt sich, dass in Sachen PDF und PDFX ein riesengrosser Aufklärungsbedarf herrscht. Die Anwender sind zurecht verunsichert und mit dieser Serie wollen wir zumindest den Einstieg in die Materie PDFX erleichtern, obwohl auch wir kaum alle PDF-Anwendungsbereiche abdecken werden/können. Doch betrachten wir das PDF mal von Grund auf. Schön der Reihe nach …

Was man über PDF/X wissen sollte

PDF/X ist weder Allheilmittel, noch müssen direkt exportierte, als PDF/X zertifizierte Daten automatisch druckreif sein. Leider hat die Industrie die letzten Jahre verabsäumt, die Anwender über die genauen Funktionen und Eigenschaften eines PDF/X aufzuklären.

PDF/X (egal ob 1a oder 3) ist vereinfacht gesagt nur eine Checkliste, wo u.a. zusätzliche Einträge wie zB: der Output Intend (OI) eingetragen werden (neben den üblichen Vermerkungen wie eingebettete Schriften, den Anschnitt, den Überfüllungsstatus, etc. ). Allerdings wird bei einer Zertifizierung nach PDF/X weder darauf geachtet, ob die Bilder in der erforderlichen Auflösung vorliegen, ob Texte in Reinschwarz oder in 4c sind, ob Farbflächen auf Überdrucken stehen, etc.

Im Prinzip tut man nichts anderes als ein bereits drucktaugliches PDF, sofern alle Angaben passen als PDF/X zertifizieren.

Na klingelt´s?
Wie im wirklichen Leben kann man auch hier ein Zertifikat leicht fälschen. Ob gewollt oder ungewollt spielt in diesem Fall keine Rolle.

Manch einer hat schon im guten Glauben eine XPress oder Indesign Datei direkt nach PDF/X konvertiert und angenommen, dass das PDF nun den genormten Druckanforderungen entspricht. Wer das Internet durchforstet wird aber leider feststellen, dass es hier sehr viele Missverständnisse und Streitfälle gibt.

Im Prinzip ist PDFX nur ein Zusatz, welcher der Kunde dem Drucker mitgibt. Ob dieses PDF-File den Druckanforderungen entspricht, muss der Kunde bereits im Vorfeld kontrollieren, indem er die Daten dementsprechend gewissenhaft aufbereitet, wie zB: in unserer PDFX-Serie beschrieben. Damit kann man recht sorgenlos ein PDF schreiben. Ob man das Dokument direkt beim Export oder nach Kontrolle als PDF/X zertifiziert ist eigentlich egal. Zum Schluss gehört das erzeugte PDF in jeden Fall nochmals auf etwaige Fehler kontrolliert.

Kontrolle, Kontrolle, vor allem bevor man Daten ausser Haus gibt – wer die Creative Suite von Adobe hat, kann dies gleich mit dem Programm Acrobat Professional erledigen. Dazu widmen wir sich noch in einem späteren Kapitel.

Haben leider wohl etliche verabsäumt, sowohl von Kundenseite als auch Druckereien selbst, wenn man sich so die Streitthemen im Internet anschaut. Tja, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – und Kommunikation übertrumpft wohl alles nochmal. 😉

Warum CMYK-Workflow?

In den letzten Tagen tauchte immer wieder die Frage auf, warum wir den CMYK-Workflow favoritisieren, und nicht auf medienneutrale Daten setzen.

Tja, was ist denn nun wirklich mit den viel propagandierten medienneutralen Workflow, wie zum Beispiel das Handling mit Schmuckfarben, RGB Daten, etc.? Nur ein Datenstamm für was-weiss-Gott welches Ausgabeformat. Plakate, Zeitungen, Magazine, Fernsehen, Internet, etc.

In erster Linie muß man sich im klaren sein, in welchem Gewerbe man arbeitet und was hauptsächlich gefordert ist. Ist man zB: in erster Linie:

  • Webdesigner: dann wird man hauptsächlich mit sRGB Daten zu tun haben.
  • Mode-, Schmuckphotograph: dann wird man die Daten wohl eher in Adobe RGB oder eciRGB halten.
  • Druckvorstufentechniker bzw. Drucker: dann wird in den meisten Fällen ISOcoated den Ton angeben.

Da sich die Serie in erster Linie auf die Erstellung von qualitativ hochwertigen Printprodukten konzentriert, empfehlen wir speziell Anfängern aus heutiger Sicht prinzipiell den cmyk-Workflow.

Hand aufs Herz. Glauben Sie jede Schwärmerei irgendwelcher Idealisten? Wo wären hier, speziell für die Druckvorstufe, wirklich die Vorteile? Wollen Sie durchschnittliche Einheitsprodukte, oder lieber etwas auffallend Exklusives, qualitätsmässig Top?

Colormanagement ist gut und bedeutet, richtig angewendet eine enorme Ersparnis und Arbeitserleichterung. Aber Colormanagement ist kein Stein des Weisen. Sicher, man kann Daten von einen Farbraum in den anderen umwandeln, man kann dadurch die Eigenheiten der unterschiedlichsten Druckverfahren, Papierarten, etc. berücksichtigen – aber eben nur berücksichtigen und dann auch nur rechnerischer und nicht optischer Natur.

Und genau hier liegt das eigentliche Problem für die Werbeindustrie. Für 08/15 Druckprodukte ohne grosse Anforderungen reicht das Colormanagement in der Regel vollkommen aus, muss man jedoch exqusite, oder speziell geschönte Printprodukte herstellen, so kann man sich nicht nur auf das Colormanagement verlassen. Profis wissen, was man zB. manuell noch für den Zeitungsdruck herausholen kann. Ein Unterschied wie Tag zu Nacht quasi.

Nun, wir sind der Meinung RGB ist in der Druckvorstufe sowie Druckindustrie nicht unbedingt erste Wahl, speziell wenn man nicht sattelfest ist in Sachen Farbmanagement. Gerade in der Werbung will man volle Kontrolle über das Endprodukt bewahren und dem Kunden das Beste vom Besten bieten (oder sollte man zumindest). Dafür zahlt dieser schliesslich gutes Geld. Das kann man mit einem RGB-Modus oft nicht erreichen. Und die Mär von der grossen Zeitersparnis im RGB-Workflow trifft bei den Meisten sowieso nicht zu (Ausnahmen bestätigen die Regel, zB: eine Katalogproduktion mit mehreren 1000 Bildern, aber solche Leute benötigen üblicherweise keine Ratgeber wie diesen).

Das kostet zuviel Zeit sämtliche Daten in CMYK zu konvertieren?
Ja????

Da frag ich mich, kontrollieren Sie nicht die Qualität der Bilder vorab, versuchen Sie diese nicht zu optimieren?? Wenn ja, dann ist die Konvertierung in CMYK nur ein Handgriff entfernt.

Warum PDF/X-1a und nicht PDF/X-3 bzw. PDF/X-4?

Speziell in der Druckindustrie spricht derzeit kaum etwas für PDF/X-3 bzw. PDF/X-4. PDF/X-1a erlaubt CMYK-Bildelemente und Sonderfarben, genau jene Faktoren, mit denen eine klassische bzw. Digitaldruckerei derzeit perfekt verarbeiten und drucken kann. Zudem verbietet PDF/X-1a Transparenzen im Dokument, was den meisten Druckereien zugute kommt, da diese, aufgrund der höheren technischen Anforderungen, mit Transparenzen zur Zeit nicht umgehen können.

Die meisten Druckereien können zur Zeit nur Postscript-Daten verarbeiten, welche wiederum nicht mit Transparenzen umgehen können. Der Postscript Nachfolger, die PDF-Print-Engine ist in der Lage auch Transparenzen zu verarbeiten, allerdings wird es noch ein paar Jahre dauern, bis sämtliche Druckereien auf den neuen Standard aufgerüstet haben.

Aus oben genannten Gründen kann man den Empfehlungen der MedienStandard Druck 2008 derzeit in Bezug auf PDF/X-4 nicht Folge leisten!

Und PDF/X-3?
Tja, in Wirklichkeit wollen die meisten Druckereien PDF/x-1a, aber da sich die wenigsten wirklich gut auskennen und sich PDF/X-3 einfach moderner anhört, fordert man halt ein „PDF/X-3 aber ohne RGB“, was es halt nicht gibt.

Denn ein Käsekrainer (für unsere deutsche Gäste = ähnlich den Berner Würstel) ohne Käse nennt man dann auch eher Bratwürstel. 😉

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