Man sollte glaube, dass heutige Unternehmen im graphischen Gewerbe halbwegs sattelfest punkto Workflow sind und Equipment auf neuesten Stand angepasst haben. Weit gefehlt. Letztens bei einem Abschlussgespräch nach einer Schulung über Design und Workflow mit den Kurteilnehmern zeigte sich wieder, dass viele sich noch wie in den Anfangszeiten des DTP in den 90er Jahren bewegen. Im Zuge des Smalltalks streiften wir ua. das Thema Schriften.
Wie sieht denn der optimale Workflow aus wenn Folder in osteuropäische Sprachen übersetzt werden müssen, unsere Schriften die kyrillischen Zeichen nicht darstellen?
Wie, ihr meint, wenn ihr die Schrift nicht habt? Den Kunden anrufen, dass er euch die benötigte Schrift schickt.
Ja, aber wenn der Kunde die Schrift selbst nicht hat?
Entweder dem Kunden sagen er soll benötigte Lizenz kaufen, oder selbst kaufen, und dem Kunden den entsprechenchenden Preis verrechnen.
Ja, aber wenn der Kunde den neuen Font nicht zahlen will?
Tja dann wird´s problematisch. Dann muss man dem Kunden mitteilen, dass der Auftrag aufgrund fehlender Daten nicht durchgeführt werden kann. Ausser es ist ein sehr, sehr guter Kunde, welcher einem regelmässig mit Arbeit eindeckt, dann kauft man die Schrift ohne weiteres Nachdenken.
Ja, wenn der Kunde aber meint, bei der alten Agentur war dies kein Problem, diese haben die fehlenden Zeichen manuell eingefügt!
Dies ist aber weder ein optimaler Workflow, noch zeitgemäß, ausserdem eine extrem gefährliche Fehlerquelle. Natürlich kann man dem Kunden sagen, man könne dies auch machen. Koste aber gleich einmal locker das doppelte als wie der benötigte Schriftschnitt. Wenn Kunde zustimmt, Schrift trotzdem kaufen und gut ist es. Nur nix händisch machen
Sonst gibt es keinen optimaleren Workflow. Time is money.
Nachher stellte es sich herraus, dass die Agentur einen 8-seitigen Folder mit mehreren Sprachmutationen produziert, dabei sämtliche fehlende Zeichen manuell eingepflegt hat und dafür mehr als 2 Wochen benötigte.
Sagt einmal, habt ihr alle das Rechnen verlernt?
Ein Unternehmen, in diesem Fall sogar eine internationale Agentur, sollte darauf achten, das die notwendigen Werkzeuge für einen reibungslosen Arbeitsablauf vorhanden sind. Und dazu gehören nun mal auch Schriften. Alles andere ist eine reine Pflanzerei.