Adobe hat mit der Entwicklung des plattformunabhängigen PDF-Formates (Portable Document Format) das Leben einer ganzen Industrie vereinfacht. Nie zuvor war es einfacher, Daten aus beliebigen Anwendungen, den unterschiedlichsten Usern nutzbar zu machen. Auch in der Druckindustrie brachte das PDF eine erhebliche Zeitersparnis und Kostenreduzierung mit sich. Doch leider bringt das PDF nicht nur Vorteile mit sich.
Über die Vorteile des PDFs muss nicht viel geschrieben werden. Jeder, welcher sich bereits mit diesem Austauschformat beschäftigt hat, kann dessen Vorteile sofort ersehen. Geringe Datengrösse – sämtliche Bilder, Texte, Formatierungen eingebunden – einfache Handhabung.
Nachteil: Kunde sieht mehr als notwendig
In der Werbeindustrie sieht es in der Praxis folgendermassen aus:
Nach Genehmigung einer Werbekampagne kommen die Layoutdaten zur Druckvorstufe, wo mit einem Layoutprogramm (Xpress, Indesign) das Inserat mit den entsprechenden Feindaten gefertigt wird. Anschliessend wird ein Grobdaten-PDF (auch Ansichtspdf genannt) erstellt, welches zum Kunden zwecks Kontrolle und Freigabe gesendet wird.
Nicht selten kommt es vor, dass der Kunde das PDF punkto Qualität bemängelt.
Typische Aussagen sind unter anderem:
- das Bild sieht pixelig aus
- das Bild sieht unscharf aus
- die Farben kommen anders
- die Farben stimmen nicht
- da sind Kanten im Bild
- etc
Im Prinzip stellen diese Aussagen keinerlei Fehler des PDFs dar, sondern liegen eher am fehlenden Wissens seitens des Kundens. Was allerdings verständlich ist, da dieser üblicherweise weder ein Drucker noch ein Grafiker ist und deshalb das Know-How rund um PDF und Druck nicht besitzen muss.
In solchen Fällen ist das Wissen des jeweiligen Kundenkontakters gefragt, welcher den Kunden über die angeblichen Fehler aufklärt. Leider sind manche dieser Kundenkontakter eher Theoretiker als Praktiker, welche dem Kunden daher nicht zufriedenstellend den Unterschied zwischen fertigen Druck und PDF erklären können, und somit sowohl dem Kunden, als auch dem eigenen Unternehmen viel Zeit und im schlimmsten Fall auch viel Geld kosten können.
Leitfaden zur Einwandbehandlung
Die folgende Checkliste sollte für viele Bereich hilfreich sein. Dabei wird vorausgesetzt, dass das PDF in Ordnung ist und keine Fehler enthalten sind.
Bilder zu pixelig, unscharf
Wurde ein Grobdaten-PDf versendet, welches in der Regel auf 72 dpi heruntergerechnet wurde, kann auf Wunsch ein höher aufgelöstes PDF nachgesendet werden, um sich über die Qualität des Bildes sicher zu sein.
Es ist auch wichtig zu wissen, für welches Medium die Anzeige verwendet wird. Je nach Medium werden unterschiedliche Auflösungen erwartet. Während ein Magazin meist mit einem 60er Raster gedruckt wird, wird für Zeitungen nur ein 34-58er Raster verwendet. Plakate hingegen benötigen sogar noch eine gröbere Auflösung.
Auch der Betrachtungsabstand sollte in die Beurteilung miteinbezogen werden. Plakate sieht man sich in der Regel aus mehreren Metern Entferung an, Zeitungen aus 30 – 50 cm.
Durch diese Vorgaben ergeben sich die notwendige Auflösung und Qualität der Anzeigen. Es macht wenig Sinn, ein Bild, welches nur für eine Plakatserie gedacht ist, so perfekt zu retuschieren, dass dieses für Hochglanzmagazine verwendet werden kann. Das würde sich nur auf die Kosten auswirken, nicht aber auf die Qualität des Druckes.
Farben kommen anders
Die meisten Kunden verwenden keine kalibrierten Monitore, können deshalb auch nicht wirklich bestimmen, ob die Farben im Druck korrekt kommen. Abhilfe schafft hier ein farbverbindliches Proof.
Auch im digitalen Zeitalter sollte man gerade bei neuen Kampagnen jeweils immer ein farbverbindliches Proof beilegen. Viele Unternehmen verzichten zum Teil aus Kostengründen darauf, doch bin ich hier der Meinung, dass hier am falschen Platz gespart wird.
Im Bild sind Kanten zu sehen
Der Vorteil von PDFs kann manchmal schnell zum Nachteil werden, wenn der Kunde Zoom-Funktion verwendet. Das PDF lässt sich ohne Probleme um einige tausend Prozent vergrössern, und deckt so schonungslos sämtliche „Schlampigkeitsfehler“ auf, welche bei Retuschen passieren können.
Auch hier ist es wichtig das jeweilige Medium zu kennen, welche Auflösung benötigt wird, und wie gross die Anzeige tatsächlich kommt. Oftmals sind diese „Fehler“ bei 1:1 Betrachtung und durch den verwendeteten Raster beim besten Willen nicht mehr zu erkennen.
Keine Frage, sauber arbeiten ist das A und O eines Lithographens, aber viele Fehler sieht man nur bei teils absurden Vergrösserugen im PDF.
Fazit
Viele Probleme bzw. Beschwerden des Kundens lassen sich umgehend beseitigen, wenn der jeweilige Kundenberater das entsprechende Know-How besitzt und dem Kunden den Unterschied zwischen Druck und PDF glaubhaft erklären kann. Dabei ist es wichtig, dass der Kundenberater sattelfest ist und das entsprechende Know-How besitzt und nicht nur irgendetwas gehörtes nachplappert.
Der Kunde spürt sehr schnell, ob sich sein Gegenüber sicher ist und eine Ahnung von der Materie hat, oder ob dieser nicht doch leichte Zweifel hegt. Nur ein zufriedengestellter und aufgeklärter Kunde erlaubt das perfekte Zusammenspiel zwischen dem Werbenden und dem Kreativen.
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